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Boris Kochan

Boris Kochan

Olaf Leu


KEEP BUGGERING ON*

Ich habe Boris nie als Designer gesehen, ihn nie an einem besonderen Design festgemacht. Er ist mir vorher nie in einem Feature in GRAPHIS begegnet, damals »der Tanzboden« für Designgrößen. Ich war ab 1965 bis 1990 das grafische amerikanische Konsulat in der BRD, vertrat Die Neue Amerikanische Schule. Erst Mitte der Neunzigerjahre begegnete ich ihm. Es könnte eine Theke gewesen sein. Wem ich hier begegnete, war das, was ich als einen IMPRESARIO bezeichne. Ein Charakter, der blitzschnell Stärken bei seinem Thekennachbarn erkannte, blitzschnell deren Stärken einsetzte, und so ein übergreifendes kommunikatives Gespinst hervorbrachte. Seine von seinem Sohn Pavlo erstellte »Beschreibung« all dieser »Gespinstfäden« bestätigt das Tun des Impresarios. Dazu gehören Toleranz, Weitsicht, Höflichkeit und … Anstand. Nur Wenige im heutigen Deutschland können in ihrem Berufsstand auf einen solchen Impresario wie Boris verweisen. Das in einem erschöpften Berufsstand. Dessen Motto dem Zitat von Winston Churchill gleicht.

Prost – KBO!

* in Kurzform: KBO
Eigentlich ein Zitat von Winston Churchill während des 2. Weltkrieges.
Zu Deutsch: »einfach weitermachen, sprich wurschteln«.

Olaf Leu (1936*) begann seine Laufbahn als typografischer Gestalter in der Bauerschen Gießerei, war Assistent des Creative Directors bei der Werbeagentur Hanns W. Brose und machte sich 1971 mit seinem eigenen Studio in Frankfurt am Main selbstständig. Als Kalender-Papst und unkonventioneller Verpackungsdesigner machte er sich ebenso einen Namen wie als langjähriger Leiter des Prüfsegments Optik im Jahreswettbewerb »Die besten Geschäftsberichte« des manager magazins. Er ist »gleichermaßen scharfsinniger wie schlagfertiger Design-Denker und -Journalist – wie es in der 2018 gehaltenen Laudatio zur Aufnahme als Ehrenmitglied der Typographischen Gesellschaft München hieß – brachte den TDC, den ADC of New York und japanisches Design nach Deutschland und ist Kritiker von Designwettbewerben, die er in so mancher Ausprägung »Bluff« nennt. Die Messlatte des gestalterischen wie ethischen Anspruchs an sich selbst und an seine Designkollegen liegt im Hochpräzisionsbereich, wie auch in seinen autobiografischen Werken »Bilanz 1951 bis 1970», »Bilanz 1971 bis 2011«, »i.R.« und »R/80« nachzulesen ist.